Die Baufläche befindet sich mitten in einem seit dem Mittelalter dicht besiedelten Gebiet. In den Jahren 2016/17 und 2020/21 wurden aufwändige archäologische Grabungen durchgeführt. Die ältesten Spuren reichen zurück bis in die Gründungszeit Berlins um 1200. Bis in knapp 5 m Tiefe waren Fundamente, Keller von Gebäuden, Hof- und Wegebefestigungen, Brunnen und eine Latrine aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Die Latrine wurde freigelegt und gesichert. Sie wird nach Abschluss der Bauarbeiten in der nahegelegenen Grünanlage ausgestellt. Die quadratische Latrine mit einer Seitenlänge von 1,8 m wurde aus großformatigen Ziegelsteinen errichtet und hatte eine Tiefe von knapp 2 m. Die aus ergänzten Gefäßen und Tierknochen bestehende Verfüllung der Latrine bildet ein zeitlich geschlossenes Ensemble, vermutlich aus einem Haushalt des 14. Jahrhunderts, darunter vielleicht sogar als „Nachtgeschirr“ gebrauchte Keramik. Die Latrine ist von besonderer stadtgeschichtlicher Bedeutung, weil sie eines der ältesten profanen Ziegelbauwerke Berlins darstellt. Sie ist ein Anzeichen für die damalige zunehmende wirtschaftliche Konsolidierung Berlins, denn zumeist wurde in dieser Zeit noch mit Holz gebaut.
Historische Funde dokumentieren und bergen
Der erste Teil der archäologischen Grabungen am Standort des künftigen Neubaus wurde von der WBM mit einer ausstellungsgleichen Informationswand entlang des Bauzauns begleitet. Zusätzlich wurden für alle interessierten Besucherinnen und Besucher zweimal im Monat kostenfreie Führungen über den Ausgrabungsbereich angeboten. Im September 2019 wurden die Ausgrabungen und Ergebnisse im Rahmen einer Veranstaltung zum Tag des offenen Denkmals präsentiert.
„Damit diese wichtigen Zeugnisse der Geschichte nicht ungesehen zerstört werden, müssen sie rechtzeitig vor Baubeginn sorgfältig dokumentiert und die Funde geborgen werden. Dass ein ganzes Bauteil – in diesem Fall eine komplette Latrine – erhalten wird, ist eine Besonderheit“, so Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut. „Wir danken der WBM, dass sie so verantwortungsbewusst mit Berlins historischem Erbe umgeht und den Fund in Zukunft sogar öffentlich zugänglich machen wird.“
WBM-Geschäftsführerin Christina Geib ergänzt: „Wir unterstützen die Grabungen im Auftrag des Landesdenkmalamts gerne. Denn hier baut die WBM mittendrin, auf einem Gelände, wo es seit mehr als über 800 Jahren eine städtische Siedlung gibt, ein Stück des künftigen Berlins. Wir sind uns der Verantwortung für das historische Erbe unserer Stadt bewusst und freuen uns darauf, wenn die mittelalterliche Ziegelstruktur bald neben unserem modernen Neubau zu besichtigen ist.“
Bezahlbare Mietwohnungen auf der Fischerinsel
Auf der Fischerinsel entstehen bezahlbare Mietwohnungen für alle Generationen. Die Nutzungsmischung sieht neben Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen auch möblierte Apartments und Wohngemeinschaften für Studierende vor. Im Erdgeschoss sind fünf Gewerbeeinheiten und eine Kita vorgesehen, dazu ein Concierge-Service für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Im Jahr 2021 wurde zunächst die Baugrube fertiggestellt. In dieser Zeit wurden auch die archäologischen Grabungen fortgesetzt, die bereits im Vorfeld der Planungen 2016/17 stattgefunden hatten. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Ende 2023 geplant.
Christina Geib und Steffen Helbig, Geschäftsführung der WBM: „Mittendrin und im historischen Herzland unserer Stadt bauen wir für die Zukunft. Die WBM ist sich dabei ihrer Verantwortung bewusst. Gegenüber unserer Vergangenheit: Daher unterstützen wir gerne die archäologischen Grabungen. Gegenüber der Gegenwart: Die Planungen wurden von einem intensiven Partizipationsprozess begleitet. Und gegenüber der Zukunft: Hier entsteht neuer, bezahlbarer und generationenübergreifender Wohnraum im Zentrum der Stadt.“